Aufmerksame Leser erinnern sich vielleicht: Ende 2015 startete in der Pharmazeutischen Zeitung eine Serie zur evidenzbasierten Selbstmedikation, in der ich zusammen mit meiner Kollegin Judith Günther auf der Grundlage eines Methodenpapiers für konkrete pharmazeutische Fragestellungen Studien recherchiert, bewertet und zusammengefasst habe. Allein den Vorstoß der Pharmazeutischen Zeitung fand ich schon bemerkenswert, und wir haben auch viel positive Resonanz von Lesern bekommen.
Im Mai 2016 wurde das Projekt jedoch abrupt beendet. Der Grund: Anzeigenkunden hatten massiven Druck gemacht. Die Details des Projekts haben Judith Günther und ich beim EbM-Kongress letzte Woche in Hamburg in Form eines Posters vorgestellt (Abstract — Poster im Volltext).
Glücklicherweise hat sich der VdPP des Problems angenommen und der ABDA als Trägerin der Pharmazeutischen Zeitung einen offenen Brief geschrieben. Darin heißt es (ganz zu Recht): „Auf keinen Fall darf sie [die ABDA] hinnehmen, dass eine wissenschaftlich neutrale Information der Apothekerschaft durch das Standesblatt deswegen scheitert, weil sich Industrieinteressen durchsetzen. Wenn die Abhängigkeit von Anzeigen de facto zu einer industriefreundlichen Selbstzensur führt, ist das ein Armutszeugnis für den gesamten Berufsstand!“ Die konsequente Forderung: Die Zeitschrift der Standesvertretung der Apotheker muss wirtschaftlich durch die ABDA auf so gute Füße gestellt werden, dass Anzeigenkunden keinen Einfluss auf die Berichterstattung nehmen können.
Ich bin sehr gespannt, was sich aus diesem Brief entwickelt.
Dieses Problem ist übrigens im Bereich der medizinischen und pharmazeutischen Fachpublikationen kein Einzelfall, und ich bin davon überzeugt, dass wir hier nur die Spitze des Eisberges gesehen haben.