Deutsche Gründlichkeit ist schon eine feine Sache. Das merken Journalisten zum Beispiel auch bei der deutschen Zulassungsstelle, dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Keinesfalls duldet die Pressestelle Schlampereien, wie sie etwa im direkten Kontakt zwischen Wissenschaftlern des Instituts und Journalisten auftreten können. Ganz im Gegenteil: Sie hilft dem Qualitätsjournalismus in Deutschland auf die Beine, indem sie Anfragen nur schriftlich entgegen nimmt. In mühevoller Kleinarbeit filtert die Pressestelle dann aus den Äußerungen der Fachabteilungen die Informationen heraus, die wirklich wichtig sind. Denn das sind ja auch bei weitem nicht alle Fragen, die so an das Institut herangetragen werden: „Wir müssen schon priorisieren.“ Dieses Vorgehen ist auch wirksam gegen den immer weiter um sich greifenden „Schnell-Schnell“-Journalismus. Überkommenen Ritualen wie einem Redaktionsschluss stemmt sich die Presseabteilung so entschieden entgegen. Wer Qualitätsauskünfte will, muss auch schon mal Tage oder Wochen warten können.
Nicht, dass wir uns hier falsch verstehen: Natürlich ist die BfArM-Pressestelle serviceorientiert. Das sieht man doch schon daran, dass sie seit Januar 2017 auf Twitter vertreten ist. „Denn unsere Zielgruppen erwarten von uns zu Recht, dass wir sie schnell und umfassend informieren“, lässt sich der Präsident des BfArM zitieren. Allzeit bereit zum Dialog! Na, das ist doch eine Einladung, der man nicht widerstehen kann.
Neue Medien wollen natürlich auch über neuartige Therapieinnovationen berichten. Deshalb twittert das BfArM natürlich auch ein Filmchen zu einem EU-Projekt zur „personalisierten Therapie“. Nebenwirkungen von Medikamenten? Alles Schnee von gestern: Einfach schnell ein genetischer Test, und schon bekommt die Patientin ein für sie passendes Mittel. Nur notorische Quertreiber fragen dann, ob der Nutzen der Tests überhaupt in aussagekräftigen Studien untersucht ist. Nur gut, dass das BfArM in den sozialen Netzwerken nicht seine Grundtugenden vergessen hat. Die Antwort heißt dann nämlich: „Bitte senden Sie uns Ihre Anfrage mit kurzer Erläuterung wie immer an die Pressestelle.“