In den letzten Wochen haben die Recherchen von correctiv.org zu den Zahlungen von Pharmafirmen an Ärzte hohe Wellen geschlagen. Immer wieder liest man in den Kommentaren (meist von Ärzten): „Ärzte sind doch nicht bestechlich“. Solche Argumente verkennen aber, dass wir alle (und nicht nur die Ärzte) uns durch Gefälligkeiten beeinflussen lassen. Das meiste davon läuft unbewusst ab und greift auch schon bei Kleinigkeiten.
Das zeigt zum Beispiel auch eine interessante Untersuchung aus den USA, die den Zusammenhang zwischen pharma-gesponsorten Mahlzeiten und dem Verschreibungsverhalten von Ärzten untersucht hat. Das wenig verwunderliche Ergebnis: Ärzte, die Zuwendungen der Pharmaindustrie erhielten, verschrieben häufiger Marken-Arzneimittel statt der preisgünstigeren Generika. 95 Prozent der Zuwendungen bestand aus Essenseinladungen, die im Mittel einen Wert unter 20 Dollar hatten. Allerdings stieg der Anteil der Marken-Verschreibungen weiter mit zunehmender Zuwendungssumme.
In diesem Zusammenhang sei auch nochmal auf das hervorragende Buch „Interessenkonflikte in der Medizin“ hingewiesen und besonders auf das dritte Kapitel, das sich mit den psychologischen Aspekten von Interessenkonflikten beschäftigt (Stichworte Reziprozität, fundamentaler Attributionsirrtum, bias blind spot).
JAMA Intern Med. 2016;176(8):1114