Ausgewogenen evidenzbasierte Informationen, damit Patienten eine eigene informierte Entscheidung treffen können – gerade bei der Beratung zum Krebsscreening sollte das der Standard sein. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus: Oft kennen selbst Ärzte das Verhältnis von Nutzen und Risiken nicht richtig und können es entsprechend auch nicht an ihre Patienten weitergeben. Können in einer solchen Situation evidenzbasierte Patientenbroschüren helfen? Diese Fragestellung hat ein Team des Harding Centers für Risikokompetenz in einer Studie mit rund 900 Teilnehmern untersucht. Dazu bekam die Hälfte der Teilnehmer ausgewogene, die andere nicht-ausgewogene Informationen und sollten jeweils im Anschluss eine Entscheidung für oder gegen das Screening treffen. Danach wurden sie mit einer fiktiven, nicht-evidenzbasierten Arztempfehlung konfrontiert und konnten sich umentscheiden. Das Ergebnis: Die Teilnehmer, die vorher ausgewogenen Empfehlungen bekommen hatten, ließen sich in ihrer Entscheidung deutlich seltener durch die ärztliche Entscheidung beeinflussen. Das spricht doch dafür, noch mehr Energie in patientenrelevante, evidenzbasierte und ausgewogene Informationen zu stecken…
Wegwarth O, Wagner GG, Gigerenzer G (2017) Can facts trump unconditional trust? Evidence-based information halves the influence of physicians’ non-evidence-based cancer screening recommendations. PLoS ONE 12(8): e0183024. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0183024