Dass unerwünschte Wirkungen in klinischen Studien oft mit weniger Details berichtet werden als erwünschte Effekte, ist als Problem seit langem bekannt. Allerdings gibt es Reporting-Probleme zu Nebenwirkungen auch noch auf ganz anderen Ebenen. Das beleuchtet eine Fallstudie eines deutsch-französischen Teams von Autor*innen zum Antidepressivum Duloxetin, die im Journal of Clinical Epidemiology erschienen ist.

Das Team analysierte die Daten von randomisierten placebo-kontrollierten Studien mit Duloxetin in allen in den USA und in der EU zugelassenen Indikationen. Dazu nutzten die Autor*innen vier verschiedene Datenquellen: Publikationen in medizinischen Fachzeitschriften, Einträge in Studienregistern, Studienberichte (clinical study reports) und veröffentlichte Meta-Analysen oder gepoolte Analysen. Daraus extrahierten und verglichen sie verschiedene Daten zu unerwünschten Wirkungen: Die Anzahl von schweren unerwünschten Ereignissen, von unerwünschten Ereignissen, von Studienabbrüchen sowie von Studienabbrüchen wegen unerwünschter Ereignisse.

Das Forschungsteam konnte Daten von 70 RCT mit mehr als 24.000 Patient*innen auswerten. Dabei stellten sie fest, dass keine der untersuchten Datenquelle alle der betrachteten Endpunkte vollständig berichteten. Besonders auffällig: Etwa 40 Prozent der Journal-Publikationen berichteten nicht über schwere unerwünschte Effekte oder unerwünschte Effekte, für die Endpunkte Studienabbrüche und Abbrüche wegen unerwünschter Ereignisse waren es 20 Prozent. Zwischen den einzelnen Datenquellen gab es auch Diskrepanzen.

Schließlich führte das Team auch Meta-Analysen mit den vollständigen Daten (wo vorhanden) durch und verglich sie mit den Ergebnissen von publizierten Meta-Analysen oder gepoolten Analysen, die sich jeweils nur auf einen Teil der Daten stützten. Auch wenn sich bei den Schlussfolgerungen keine Unterschiede ergaben, variierten die Effektschätzer je nach Endpunkt doch. Gepoolte Analysen neigten dazu, unerwünschte Effekte zu unterschätzen.

Angesichts der problematischen Ergebnisse der Analyse plädieren die Autor*innen dafür, dass Fachzeitschriften die Erweiterung der CONSORT Guideline zum Reporting von Nebenwirkungen besser implementieren sollten. Auch wäre es wünschenswert, wenn die clinical study reports standardmäßig verfügbar und in den Studienregistern verlinkt wären. Ähnliches hatten vor einigen Jahren bereits Mitarbeitende aus dem IQWiG gefordert.

Rolland P et al. Incomplete reporting of adverse events in duloxetine trials: a meta-research survey of randomized controlled trials vs placebo. J Clin Epidemiol 2025; 180:111677 DOI: 10.1016/j.jclinepi.2025.111677 (open access)

Reporting-Probleme bei Nebenwirkungen
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