Die Krebsfrüherkennung bildete einen Schwerpunkt auf dem diesjährigen EbM-Kongress zum Thema Prävention. Zwei interessante Vorträge beleuchteten Risiken und Nutzen des Mammographie-Screenings und der Darmkrebsfrüherkennung.
Peter Gøtzsche, Leiter des Nordischen Cochrane-Zentrums, stellte die Ergebnisse seines Cochrane Reviews vor und zeigte Daten, die ihn zum Schluss führten: „Mammography is unequivocally harmful“. Interessant ist übrigens auch sein Buch „Mammography screening: truth, lies and controversies“, das ein Schlaglicht auf die Studien zum Mammographie-Screening wirft.In der Diskussion wurde herausgestellt, dass gute Evidenz für den Schaden dieser Früherkennung vorliegt, das Wissen um den möglichen Nutzen jedoch unsicher ist.
Klaus Giersiepen von der Uni Bremen stellte einen Vorschlag vor, wie das geplante Einladungsverfahren zum Darmkrebsscreening modifiziert werden könnte, um mehr Evidenz zu Schaden und Nutzen der verschiedenen verfügbaren Verfahren (Test auf verborgenes Blut im Stuhl, Sigmoidoskopie, Koloskopie) zu erhalten. Er wies darauf hin, dass bisher für den Nutzen der Koloskopie keine Ergebnisse aus RCTs vorliegen (im Gegensatz zu den beiden anderen Verfahren). Die Evidenzanalyse und Vorschläge hatte Giersiepen bereits im Deutschen Ärzteblatt vorgestellt. In der anschließenden Diskussion wurde allerdings angemerkt, dass die Koloskopie im Gegensatz zu den beiden anderen Verfahren nicht nur eine Früherkennung, sondern auch eine echte Vorsorge durch Abtragen von verdächtigen Veränderungen ermöglicht.