Bei der Nutzenbewertung eines Screenings lautet die erste Frage: Besteht bei der Erkrankung ein hoher Leidensdruck?
So sollten Screeninguntersuchungen nur für Zustände durchgeführt werden, durch die das Leben oder die Gesundheit ernsthaft gefährdet wird. Als Gegenbeispiel wird häufig eine Untersuchung auf Bakterien im Urin genannt, auch wenn keine Beschwerden vorliegen. Für diesen Zustand ist in vielen Fällen nicht klar, ob tatsächlich Konsequenzen für die Gesundheit daraus entstehen.
Der geforderte „hohe Leidensdruck“ bezieht sich aber nicht nur auf einen einzelnen Patienten. Für eine breit angelegte Reihenuntersuchung sollte auch beachtet werden, wie häufig der Zustand in der Bevölkerung insgesamt ist. Deshalb wird etwa das Mammographie-Screening nur für Frauen über 50 Jahre empfohlen – weil bei ihnen Brustkrebs deutlich häufiger auftritt als bei jüngeren Frauen.
Die Häufigkeit in der Bevölkerung spielt auch deshalb eine Rolle, weil keine Screeninguntersuchung zu 100 Prozent spezifisch und sensibel ist. Damit würde es bei einem Screening auf seltene Erkrankungen viele falsch-positive Testergebnisse geben. Details zur Qualität der verwendeten Verfahren gibt es im nächsten Teil von „EbM auf den Punkt“.