Wer sich mit EbM beschäftigt, kommt um statistische Fragestellungen meist nicht herum. Ich hatte mich schon häufig geärgert, dass meine Statistik-Kenntnisse doch einige Lücken aufwiesen: Was ist eigentlich die Mantel-Haenszel-Methode? Wie berechnet man eigentlich ein Konfidenzintervall von einer NNT? Und wie geht man mit Daten um, die Überlebenszeiten beschreiben?
Bei meiner Suche bin ich im letzten Herbst dabei auf ein Angebot der Harvard University im Rahmen eines MOOC gestoßen. MOOC steht für massive open online course und beschreibt ein Konzept, bei dem Lehrinhalte in elektronischer Form aufbereitet werden und für eine große Menge von Studenten zur Verfügung gestellt werden.
Der angebotene Kurs hieß „Health in Numbers: Quantitative Methods in Clinical & Public Health Research“ und lief über einen Zeitraum von 12 Wochen. Inhaltlich umfasste er Themen aus Biostatistik und Epidemiologie. Die Inhalte wurden sowohl in Form eines Vorlesungsskriptes als auch in kurzen Videos vorgestellt. Zu jedem Abschnitt gab es kurze Selbsttests und am Ende jeder Einheit eine Hausaufgabe, die innerhalb einer Woche erledigt werden musste. Die rechnerischen Anteile wurden dabei mit der Software STATA erledigt, für die jeder eingeschriebene Teilnehmer eine kostenlose befristete Lizenz bekommen hat. Am Schluss gab es einen Abschlusstest. Alle Hausaufgaben und Tests wurden automatisiert ausgewertet. Interaktion und Rückfragen waren über ein Online-Forum möglich.
In den 12 Wochen habe ich eine Menge über Statistik und Epidemiologie gelernt. Besonders zu Beginn kannte ich vieles schon und brauchte deshalb weniger als die angegebenen 10 Stunden pro Woche. Ab Woche 8 zogen Tempo und inhaltlicher Anspruch jedoch merklich an. Solche Online-Kurse erfordern doch einiges an Durchhaltevermögen und am besten eine reservierte Zeit zum Lernen. Das macht sich auch an der Statistik der Teilnehmer bemerkbar: Registriert hatten sich 55-tausend Studenten, etwa 28T haben mindestens eine Hausaufgabe bearbeitet. Durchgehalten bis zum Schluss haben allerdings nur 8000. 5000 von ihnen haben schließlich ein
Zertifikat bekommen – nötig dafür waren bestimmte Prozente von erfolgreich erledigten Hausaufgaben und „final exam“.
Insgesamt war ich sehr zufrieden mit dem Kurs – etwas Ähnliches als Präsenzveranstaltung habe ich im Rahmen von Fortbildungen bisher noch nicht gefunden.