Nicht immer kommt man mit Leitlinien oder systematischen Übersichtarbeiten weiter: Dann ist es notwendig, direkt nach Primärliteratur, also klinischen Studien zu suchen. Eine gute Quelle ist Medline. Hier gibt es einige Tipps, wie man sich in der Datenbank nicht verirrt.
Medline mit der freien Suchmaschine Pubmed kennen viele, die sich mit klinischen Studien beschäftigen. Allerdings ist es meist weder effektiv noch effizient, einfach ein paar Suchwörter einzugeben. Mit einigen Einstellungen und Vorüberlegungen lässt sich die Suche optimieren.
Die wichtigste Frage heißt: Was suche ich eigentlich genau? Das PICO-Schema kann helfen, eine gute Suchanfrage zu formulieren.
- P(atient) oder -(roblem)
- I(ntervention)
- C(omparison) = Vergleich
- O(utcome) = Zielgrösse
Sinnvoll ist es, als Outcome einen patientenrelevanten Parameter zu wählen. Ein Beispiel: Bei einer Therapie gegen Arthrose ist die Verringerung von Schmerzen und funktioneller Einschränkung für den Patienten relevanter als Veränderungen im Röntgenbild mit fraglicher Aussagekraft für den Krankheitsverlauf.
Die Treffermenge lässt sich reduzieren, wenn man logische Operatoren (AND, OR, NOT) verwendet. Wenn man schon weiß, dass man nach randomisierten kontrollierten Studien sucht, kann man die Suche auch darauf einschränken (Auswahlfeld auf der linken Seite). Auch einen Bereich für das Publikationsdatum und die Sprachen kann man auswählen.
Wenn man umgekehrt zu wenig relevanten Artikel findet, lohnt es sich auch, sich mit den MESH-Terms (systematischen Schlagwörtern) zu beschäftigen, mit denen viele Artikel indiziert sind. Wenn man einen interessanten Artikel gefunden hat, kann man sich die zugehörigen MESH-Terms anzeigen lassen und in die Suche übernehmen. So findet man auch Artikel, die eventuell andere Stichwörter verwenden für ein Krankheitsbild oder eine Therapie.
Die Nutzung der Search History ist besonders bei sehr komplexen Suchanfragen zu empfehlen. Hier kann man in einzelnen Schritten suchen und dann die Suchanfrage aus den Schritten zusammensetzen.
Mein persönlicher Favorit: Wenn man den englischen Fachausdruck nicht weiß, kann man auch den deutschen Begriff eingeben und dahinter ein [tt] setzen. Dann übersetzt Pubmed automatisch die Anfrage.
Mit diesen Strategien erreicht man zwar keine systematische Literaturrecherche, wie sie etwa für Metaanalysen notwendig ist. Sie helfen aber, dass man im Alltag besser zurechtkommt. Hier gibt es noch einige weitere Hinweise, wie sich Pubmed am besten bändigen lässt.
Einige Studien sind in Pubmed frei verfügbar, die meisten sind jedoch zu den kostenpflichtigen Angeboten der Verlage verlinkt. Viele Universitätsbibliotheken bieten auch für Gäste (weder Studenten noch Mitarbeiter) die Möglichkeit, an den Arbeitsplätzen die Literatur zu lesen. Und manchmal reagieren auch die Autoren der Studien per Mail auf die Bitte nach einem (elektronischen) Reprint.