Wie geht man bei GRADE eigentlich praktisch vor? Heute gibt es einen kleinen Überblick über den GRADE-Prozess.
Das ganze startet – wie immer in der evidenzbasierten Medizin – mit der Formulierung einer Fragestellung. Dafür wird in der Regel das PICO-Schema verwendet. Die GRADE Working Group weist darauf hin, dass es in der Regel sinnvoll ist, auch das Setting (ambulante Behandlung, Krankenhaus, Entwicklungsland o.ä.) zu berücksichtigen. Im Hinblick auf die Patienten kann es auch hilfreich sein, Menschen mit hohem und niedrigem Risiko zu unterscheiden.
Bei der Wahl der Endpunkte müssen natürlich die patientenrelevanten Outcomes berücksichtigt werden. Was tun, wenn es davon aber ziemlich viele gibt? Dann ist eine Gewichtung notwendig. Bei GRADE wird üblicherweise unterschieden: Ist der Endpunkt kritisch für die Therapieentscheidung? Das betrifft etwa die Mortalität oder andere harte Endpunkte wie einen Herzinfarkt. Dann gibt es noch klinisch wichtige Endpunkte, die aber für die Therapie nicht entscheidend sind sowie Endpunkte mit geringer Bedeutung für die Entscheidung. Diese Einstufung wird für verschiedene Krankheitsbilder unterschiedlich ausfallen. Auch der Schweregrad eines Endpunkts kann eine Rolle spielen. Wichtig ist es auch, bei den Outcomes mögliche Schäden einer Therapie nicht zu vergessen.
Weitere Details zur richtigen Fragestellung und Auswahl von Endpunkten finden sich im Originalbeitrag im JCE.
Danach schließt sich eine systematische Literaturrecherche an. Die Bearbeiter extrahieren dann aus den gefundenen Studien die Daten für die Endpunkte. Dabei können durchaus auch mehrere Studien für einen Endpunkt benötigt werden oder umgekehrt eine Studie kann Daten für mehrere Outcomes liefern. Für die Endpunkte wird dann jeweils ein Effektschätzer sowie ein Konfidenzintervall berechnet.
Ist dieser Schritt erledigt, beginnt die Einschätzung der Qualität: Grundsätzlich folgt GRADE dabei den üblichen Evidenzgraden für klinische Studien. Liegen aber bestimmte Voraussetzungen vor, kann die Qualität herab- oder heruntergestuft werden. Die Ergebnisse werden detailliert in sogenannten Evidenz-Profilen festgehalten. Eine kürzere Fassung ohne die Details zur Qualitätseinschätzung sind die Summary-of-Findings-Tabellen.
Auf dieser Basis werden die Empfehlungen entwickelt (z.B. für oder gegen eine Intervention). Zusätzlich wird die Stärke der Empfehlung dargestellt . Am Schluss steht die Zusammenfassung der Evidenz. Wie diese Schritte im einzelnen durchgeführt werden, werde ich in den nächsten Teilen der Serie berichten.