Im British Medical Journal gibt es derzeit eine ganze Reihe von spannenden Beiträgen, die sich mit dem Thema Überdiagnosen (overdiagnosis) beschäftigen.
Carter und Kollegen beschreiben, dass das Problem schon mit der genauen Definition von „Überdiagnosen“ anfängt und in verschiedenen Kontexten sehr unterschiedliche Dinge damit gemeint sind. Sie schlagen vor, als übergeordneten Begriff beispielsweise „too much medicine“ zu verwenden und dann jeweils am konkreten Fall zu beschreiben, um was es genau geht: Übermedikalisierung, Fehldiagnosen oder falsch-positive Befunde, Krankheitsübertreibung (disease mongering), Senken der diagnostischen Schwellen zwischen „noch normal“ und „schon krank“ und viele mehr (1).
Alexandra Barrett gibt einen Überblick, wie sich die Erkenntnisse zu Überdiagnosen beim Mammografie-Screening entwickelt haben und welche Herausforderungen aktuell bestehen (2). Interessant ist übrigens, wie ein Leserkommentar bemerkt, dass bisher keine Rückmeldungen aus der Fachöffentlichkeit zu diesem Beitrag vorliegen.
Eine Studie von Van den Bruel et al. hat untersucht, wieviel Überdiagnosen Menschen bereit sind, im Rahmen von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen zu akzeptieren. Dass das Ausmaß sehr variabel ist und auch davon abhängt, wie sehr die diagnostische Maßnahme insgesamt nützt, spricht dafür, die entsprechenden Zahlen in Aufklärungsbroschüren verständlich zu kommunizieren (3).
(1) BMJ 2015;350:h869
(2) BMJ 2015;350:h867
(3) BMJ 2015;350:h980