Eine gründliche systematische Übersichtsarbeit braucht Zeit. So verwundert es nicht, dass die Erstellung von Cochrane Reviews leicht ein bis zwei Jahre dauert, manchmal sogar mehr. In manchen Fällen braucht man jedoch auch schnelle Zusammenfassungen, etwa wenn in einer gesundheitlichen Krise schnell politische Entscheidungen gefällt werden müssen. In den letzten Jahren sind deshalb sogenannte „Rapid Reviews“ in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Das Ziel ist es, den Review-Prozess zu beschleunigen. Welche Methoden dafür angewendet werden, ist sehr divers. Dazu gehören etwa Automatisierungstechniken bei der Literatursuche oder Datenextraktion, aber auch Abkürzungen bei der Methodik.
Sind Rapid Reviews deshalb unzuverlässiger als die herkömmlichen systematischen Reviews? Diese Frage wird derzeit intensiv beforscht. So ist im Mai eine Arbeit im Journal of Clinical Epidemiology erschienen (open access!), die die Konsequenzen der möglichen Abkürzungen systematisch untersucht hat. Datenbasis waren rund 2500 Cochrane Reviews mit insgesamt gut 16.000 Einzelstudien. Bei diesen Reviews testeten die Autoren, welche Auswirkungen die Abkürzungen auf den Effektschätzer haben.
Das Ergebnis:
- Die Abkürzungen können teilweise zu erheblichen Abweichungen bei den Effektschätzern führen.
- Der geringste Einfluss war zu beobachten, wenn die Suche nur in PubMed (statt in mehreren Datenbanken) durchgeführt wurde. Bei rund 19% waren die Abweichungen des Effektschätzers klein, bei 10% moderat.
Wer das Thema Rapid Reviews weiter im Blick behalten will:
- Eine Methodengruppe bei Cochrane forscht zum Thema und sammelt auf der Webseite relevante Forschungsliteratur.
- Eine ähnliche Liste und viele Hintergrundinformationen veröffentlicht Jon Brassey von der Trip Database auf einem eigenen Blog rund um das Thema Rapid Reviews.