Derzeit wird öffentlich vor allem diskutiert, dass Wissenschaft im Zeitalter der „alternativen Fakten“ nicht mehr viel zählt. Doch dürfen wir darüber nicht vergessen, dass auch die Wissenschaft selbst viele Probleme hat, Stichwort „Reproduzierbarkeitskrise“. Ein Autorenteam um John Ioannidis (an dem führt zum Thema kein Weg vorbei) hat das Problem in einem frei zugänglichen Artikel in Nature grundlegend aufgearbeitet.
Zur Erinnerung: Der Ioannidis-Artikel „Why most published research findings are false„, der 2005 erschien, hatte damals (und bis heute) für Aufsehen gesorgt. Davon zeugen auch die rund 2 Millionen Aufrufe und mehr als 2000 Zitierungen. In dem jetzt erschienenen Beitrag geht es vor allem um Maßnahmen, um die Misere zu verbessern. Die Autoren schlagen unter anderem vor:
- besseres Methodentraining der Wissenschaftler
- verbesserte Registrierung und Berichterstattung bei Studien
- Veränderungen beim peer-review-Verfahren
- Institutionelle Anreize, etwa Finanzierung von Replikationsstudien
Interessant an der Aufzählung ist vor allem, dass es nicht nur Appelle an die Wissenschaftler selbst sind, sondern die Einsicht, dass sich auch das System verändern muss. Und an diesem System sind viele andere beteiligt, etwa Journalisten, Institutionen, Geldgeber und im Bereich der Arzneimittelentwicklung auch die Zulassungsbehörden.
Der Artikel ist auch im Hinblick auf den nächsten EbM-Kongress sehr lesenswert. Der hat als Schwerpunktthema „Wider die wertlose Wissenschaft – mehr Klasse als Masse“.