Wer Aufklärungsbroschüren für Krebsscreening-Programme aufmerksam liest, stellt schnell fest, dass zum Nutzen in der Regel nur Aussagen gemacht werden, wie sich die krebsspezifische Mortalität verändert. Diese Größe kann allerdings nicht erfassen, wie die Gesamtbilanz der Erkrankung und ihrer Behandlung ausfällt, denn häufig haben Krebstherapie erhebliche Nebenwirkungen, manchmal sogar mit Todesfolge. Dann ist es fraglich, ob das Screening tatsächlich „Leben rettet“, wie es häufig propagiert wird.
Aus diesem Grund plädieren Vinay Prasad und Coautoren in einem Artikel im BMJ dafür, das Augenmerk stärker auf die Verringerung der Gesamtmortalität zu lenken. Allerdings ist dieses Vorgehen alles andere als trivial, denn für einen entsprechenden Nachweis sind Studien mit einer ausreichenden Trennschärfe nötig. Welche Folgen sich daraus ergeben, diskutieren die Autoren sehr ausführlich in dem lesenswerten Beitrag. Als Zusatzmaterial gibt es einen Podcast, in dem Vinay Prasad die Implikationen des Artikels beschreibt, sowie eine Infografik. Wie zu erwarten war, hat der Artikel auch lebhafte Diskussionen hervorgerufen, die in den „Rapid Responses“ nachzulesen sind.
BMJ 2016;352:h6080