Forschung ist häufig eine spannende Sache. Klinische Forschung sollte darüber hinaus aber auch den Anspruch haben, relevant für die Gesundheit zu sein bzw. Krankheitszustände zu verbessern – oder das zumindest anzustreben. „Natürlich, was sonst?“, fragt sich vielleicht der geneigte Leser. Dass die Praxis jedoch ganz anders aussieht, beschreibt John Ioannidis in seinem neuesten Essay „Why Most Clinical Research Is Not Useful“. Welche Eigenschaften muss seiner Meinung nach nützliche klinische Forschung haben?
- Relevante Fragestellungen, die sich mit „echten“ Krankheiten beschäftigen und nicht nur Normabweichungen mit fraglichem Krankheitsgehalt untersuchen
- Sinnvolle Ergänzung zum bisherigen Wissen – dazu muss das bisherige Wissen aber systematisch zusammgefasst werden („was wir bisher wissen“) und die Studie muss tatsächlich zu einem Informationsgewinn führen können. Dazu gehört zum Beispiel eine ausreichend große Fallzahl und die Nutzung patientenrelevanter Endpunkte, nicht nur unvalidierter Surrogatparameter.
- Orientierung am normalen praktischen Umfeld, so dass die Studienergebnisse tatsächlich auch im klinischen Alltag umgesetzt werden können (pragmatische Studien)
- Berücksichtigung der Prioritäten von Patienten – wie wichtig sind für Patienten die gewählten Endpunkte und wie akzeptabel die Behandlung?
- Sinnvolles Verhältnis von Kosten und Informationsgewinn
- Kritische Vorab-Prüfung der Machbarkeit – sonst muss die Studie unter Umständen abgebrochen werden, was eine unglaubliche Ressourcen-Verschwendung bedeutet
- Transparenz im Hinblick auf Studienregistrierung und Verfügbarkeit von Protokollen und Daten, damit die Ergebnisse verifiziert werden können
Und natürlich gibt es auch Verbesserungsvorschläge – die richten sich an die Forscher selbst, aber auch an medizinische Fachzeitschriften und Geldgeber für klinische Forschung.
PLOS Medicine 21.06.2016
Lesetipp: Nutzlose Forschung