Im Kontext der AllTrials-Kampagne („all trials registered, all results reported“) hat sich die RIAT-Initiative gegründet – das Akronym steht für “restoring invisible and abandoned trials”. Ziel der Initiative ist es, Daten aus unvollständig veröffentlichten Studien oder solchen mit fehlerhaften Analysen erneut zu untersuchen und öffentlich zugänglich zu machen.
Ein Beispiel für ein RIAT-Projekt wurde in der letzten Woche im BMJ veröffentlicht. Ein Autorenteam um Jon Jureidini hat eine Studie neu analysiert, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Paroxetin und Imipramin bei Jugendlichen mit einer Depression untersuchte. Ihr Ergebnis: Im Gegensatz zur ursprünglichen Publikation konnte die Reanalyse keinen Effekt nachweisen, der über Placebo hinausging – weder bei Paroxetin noch bei Imipramin. Interessanterweise kam diese Abweichung dadurch zustande, dass die ursprünglichen Studienautoren sich nicht an die Auswertemethoden hielten, die sie im Studienprotokoll festgehalten hatten. Diese Methoden hatten jedoch die RIAT-Autoren angewendet. Gleichzeitig fanden die RIAT-Autoren aber auch eine höhere Rate an Nebenwirkungen, als in der ursprünglichen Publikation angegeben waren, und entdeckten Strategien zur Verschleierung von Nebenwirkungen – so wurde etwa suizidales Verhalten als „emotionale Labilität“ eingeordnet.
Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und Erfahrungen bei der Reanalyse ist auch in Form eines Videos verfügbar. Interessante Einblicke liefert ein begleitender Hintergrundartikel.
Die Reanalyse unterstreicht, dass nicht nur alle Daten von klinischen Studien publiziert werden müssen, sondern möglichst auch in Form von individual level data verfügbar sein sollten.
BMJ 2015;351:h4320