„Personalisierte“ oder „individualisierte“ Medizin ist seit einigen Jahren ein Schlagwort, das für viele Patienten, Mediziner und auch Geldgeber für die Forschung sehr verheißungsvoll klingt. Die letzten Jahre haben aber auch gezeigt, dass es in diesem gehypten Bereich noch viele Fragezeichen gibt, die erst geklärt werden müssen, bevor die entsprechenden Methoden und Verfahren breite Anwendung finden.
Eine treffende, aber durchaus provokative Zusammenfassung ist in JAMA unter dem Titel „Sieben Fragen an die personalisierte Medizin“ erschienen (frei zugänglich!). Hier die wichtigsten Stichwörter:
- Führen die Kenntnisse über das menschliche Genom tatsächlich zu einer verbesserten Vorhersage von Krankheitsrisiken? Bisher hat sich diese Hoffnung nicht in dem erwarteten Maß erfüllt. Gleiches gilt auch für Lebensstilveränderungen, die man sich von Patienten mit genetisch bestimmten Risikoprofilen erhofft hatte.
- Erfüllen sich die Versprechen, dass die Arzneistoffentwicklung auf der Basis von individuellen Profilen (etwa bei bestimmten Tumoren) tatsächlich zu verbesserten Ergebnissen für den Patienten führt?
- Ist eine Verknüpfung der genetischen Informationen mit elektronischen Patientenakten technisch tatsächlich machbar?
- Welche Konsequenzen ergeben sich für das Design und die Anwendbarkeit von klinischen Studien?
- Wie lassen sich Interessenkonflikte von akademischen und Forschungsinstitutionen handhaben, die im Zuge von Kooperationen mit pharmazeutischen Firmen im Bereich der „personalisierten Medizin“ immer mehr zugenommen haben?
- Wie können Gesundheitssysteme mit den zunehmenden Kosten durch die „personalisierte Medizin“ fertig werden?
- Führt die „personalisierte Medizin“ tatsächlich zu einem Nutzen auf der Public-health-Ebene? Oder führen die Erkenntnisse nur für einen winzigen Teil der Bevölkerung tatsächlich zu einer Verbesserung?
JAMA. Published online June 22, 2015. doi:10.1001/jama.2015.7725
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