Um den Nutzen von Arzneimitteln für Patienten beurteilen zu können, brauchen wir klinische Studien. Allerdings lassen sich bei weitem nicht aus jeder Studie auch tatsächlich entsprechende Rückschlüsse ziehen. Ein Grund dafür: In der Studie werden keine relevanten oder aussagekräftigen Endpunkte erhoben. Dieses Problem diskutiert ein Autorenteam des Oxford Center for evidence-based medicine in einem Beitrag in Trials. Dabei identifizieren sie eine Reihe von Endpunkten, aus denen man oft keine sichere Schlussfolgerung ziehen kann:
- Surrogatendpunkte: Hier müsste klar nachgewiesen werden, dass sich die Ergebnisse auch auf patientenrelevante Endpunkte übertragen lassen. Das ist aber häufig nicht der Fall.
- Zusammengesetzte Endpunkte: Sie überschätzen häufig den Behandlungseffekt, sind nicht immer nach klinisch sinnvollen Gesichtspunkten kombiniert oder schlecht definiert.
- Subjektive Endpunkte: Sie sind vor allem dann problematisch, wenn in den Studien die verdeckte Zuteilung und/oder Verblindung nicht ausreichend sind.
- Komplexe Skalen: Probleme entstehen vor allem mit nicht-validierten Skalen. Und es ist auch oft schwierig herauszufinden, welcher Unterschied auf der Skala tatsächlich einen spürbaren Unterschied für die Patienten macht.
Verschärft wird das ganze noch dadurch, wenn die Studienautoren die klinische Relevanz der Veränderungen in den Endpunkten nicht ausreichend diskutieren.
Ein zweiter Schwerpunkt der Kritik sind Probleme in der Erfassung: So können Studien ihren Wert verlieren, wenn ein Teil der Patientendaten wegen loss-to-follow-up fehlen oder Endpunkte schlecht spezifiert sind. Zum dritten ist auch selektive Berichterstattung problematisch, etwa wenn nicht alle Endpunkte oder sogar ganze Studien nicht berichtet werden. Von den fehlenden Endpunkten sind vor allem die zu Nebenwirkungen betroffen. Und schließlich kann auch eine unangemessene Interpretation der Ergebnisse Probleme bereiten, etwa wenn nur relative Effekte berichtet werden, das Problem des multiplen Testens bei mehreren Endpunkten nicht berücksichtigt wird oder die Autoren versuchen, ihren Ergebnissen doch noch einen positiven „Dreh“ zu geben.
Bei allen Problemen gibt es aber doch auch Ansätze, um diese Schwierigkeiten zukünftig zu reduzieren: So können Reporting Guidelines wie CONSORT dabei helfen, dass Informationen zu Endpunkten ordentlich berichtet werden. Um Studien vergleichbarer zu machen und auch tatsächlich Informationen zu patientenrelevanten Endpunkten zu berichten, gibt es die COMET-Initiative. Und Organisationen wie die James Lind Alliance unterstützen Forscher bei der Schwerpunktsetzung und informieren darüber, welche Forschungsfragen für Patienten tatsächlich wichtig sind.
Trials 2017; 18:122
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