Ab dem 35. Lebensjahr können GKV-Versicherte zweijährlich eine Gesundheitserkennung zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-, Nierenerkrankungen sowie Diabetes mellitus in Anspruch nehmen. Ein Workshop beim diesjährigen EbM-Kongress beschäftigte sich mit diesen Untersuchungen.
Bemängelt wurde vor allem, dass eine Evaluation des Checkup-35 bisher nicht erfolgt sei und nur wenig Evidenz aus Studien für den Nutzen vorliege. Aus der Public-Health-Perspektive ist problematisch, dass Risikogruppen entsprechende Angebote häufig seltener in Anspruch nehmen. Gleichzeitig ist die Durchführung der Gesundheitsuntersuchungen (GU) lukrativ. Günter Egidi sagte: „Gesundheitsuntersuchung lohnt sich finanziell für Hausarzt.“ Das Honorar für die GU falle nicht in das Budget. In vielen Fällen wird die GU auch durch individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) ergänzt.
In der Diskussion wurde betont, dass sich die Nutzen-Schaden-Bilanz der GU je nach Perspektive unterscheiden kann (Ärzte, Krankenkassen, Patienten). So habe die GU den Vorteil, dass sie für den Patienten auch ein niedrigschwelliger Zugang sein könne für Gesundheitsprobleme, mit denen er sonst nicht zum Arzt gegangen wäre (etwa erektile Dysfunktion).
Als Alternative zur bisherigen GU wurde auch kurz das „Bremer Modell“ vorgestellt. Die Grundlage bildet eine Risikoabschätzung, welche Erkrankungen in welchem Alter häufig ist. So stehen bei jüngeren Patienten weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen als etwa Suchtprobleme und psychische Beschwerden im Vordergrund. Bei älteren Patienten ab 70 Jahren bilden die Themen Medikamentenreview und Pharmakovigilanz einen Schwerpunkt. Insgesamt soll weniger Technik als viel mehr das Gespräch eingesetzt werden.
Allgemeine Gesundheitsuntersuchungen waren auch das Thema in Peter Gøtzsches Keynote. Nach den Ergebnissen seines Cochrane Reviews besteht das Risiko, dass allgemeine GU mehr schaden als nützen.